Oskarine

Die Oskarine ist Produkt einer Begegnung der Programmierkünstlerin Ulrike Gabriel mit dem Sprachkünstler Oskar Pastior. Daraus ergab sich die eigentlich unlösbare Aufgabe, Pastiors Lyrik in ein digitales Kunstwerk zu übersetzen; unlösbar deshalb, weil Pastiors Texte selbst als phantastische Software in einer imaginären Programmiersprache PASTIOR gelesen werden könnte, der nichts mehr hinzuzufügen ist. So wurde Ulrike Gabriels Arbeit zu einer Pastior- Lektüre im Medium des Programmcodes. Die Oskarine greift sich aus Pastiors Werk zunächst kombinatorisch veränderbare Texte heraus und verlegt sie generativ in den Computer. Jeder Text ent-steht nach den diesen Gedichten eingeschriebenen Spielregeln, berechnet vom Computer und neu bei jedem Aufruf. Keine der digitalen Lesungen ist gleich, sodass das System die Stimme des Dichters nicht bloß reproduziert, sondern auf immer verschiedene Weise sprechen lässt.
(Kommentar: Florian Cramer)


Ulrike Gabriel

geboren 1964, lebt in Argentinien. Mehrfach ausgezeichnete Medienkünstlerin. Seit 1990 Ausstellungen in aller Welt; zahlreiche Projekte und Unterrichtstätigkeit an verschiedenen Orten in Europa, USA, Japan. Beschäftigung mit generativen Systemen, zunächst im Rahmen des Codelab Berlin und derzeit erdnah in Argentinien.

Oskar Pastior

geboren 1927 in Hermannstadt (Siebenbürgen); 1945 bis 1949 Deportation in sowjetische Arbeitslager im Donbas. Nach der Rückkehr Gelegenheitsarbeit, Germanistikstudium und Rundfunktätigkeit in Bukarest. Seit 1969 freier Schriftsteller in Berlin; Mitglied der Werkstatt für Potentielle Literatur OULIPO; zahlreiche Auszeichnungen. Zuletzt erschienen: o du roher jasmin. Gedichte zu Charles Baudelaire, Buch mit CD (2002); jetzt kann man schreiben was man will, Werk-ausgabe Bd. 2 (2003); Mein Chlebnikov, Buch mit CD (2003).