Analog-Digital-Spiegel und Blind Genes
Der Analog-Digital-Spiegel (Programmierung: Reinhard Möller) zeigt den Wechsel eines analogen (der sinnlichen Erfahrung entsprechenden) Porträts in dessen digitale (zerlegte und kalkulierte) Textbasis. In eine Projektionswand ist eine Kamera integriert, die die vor sie tretende Person aufzeichnet. Bewegt sich die Person vor dem ‚Spiegel‘, wird ihre Bewegung in alphanumerischen Bildcode umgesetzt und durch visuelles und akustisches Rauschen der Codezeichen dargestellt: Digitale Bilder sind fluid. Bleibt die Person stehen, schlägt das Bytebild in sein Realbild um und stellt die Person bildlich dar: Analoge Bilder sind starr. Beide Modi überlagern sich in einem Zwischenbereich geringer Bewegung. Den Quelltext des Lebens, nicht des Bildes, stellen die Blind Genes dar: Die per Suche zum Begriff „blindness“ in der GenBank im Internet gefundenen Datensequenzen wurden in den Farben Gelb (Adenin), Blau (Guanin), Rot (Cytosin) und Grün (Thymin) in Braille-Schrift transcodiert und auf einer Breite von jeweils 1 m positioniert. Aus den unterschiedlichen Datenmengen der Sequenzen ergeben sich die Höhen der Textblöcke.Andreas Müller-Pohle
geboren 1951, lebt als Künstler und Verleger in Berlin und Göttingen. 1973-79 Studium der Wirtschafts- und Kommunikationswissenschaften in Hannover und Göttingen. Seit 1980 Herausgeber der Zeitschrift European Photography. 1986 Veröffentlichung von Vilém Flussers Die Schrift als elektronisches Buch. 1996 Gründung der „Edition Flusser“. Seit 1997 Gastprofessur am Higher Institute for Fine Arts, Antwerpen. 2001 Reind M. De Vries European Photography Prize. Zahlreiche Ausstellungen in Europa, Amerika und Japan.> Andreas Müller-Pohle