Joseph Wallmannsberger {biografie}

Schriftsinnlichkeiten: Semiotische Askese im Zeitalter ihrer multimedialen Reduzierbarkeit

Das Konzept der digitalen Literatur hat einen unleugbar anstößigen Unterton: In den Schönen Neuen Bilderwelten multimedialer Umgebungen und virtueller Realitäten werden doch nicht Lettern und Schrift den Sinn ausmachen, das haben wir doch hinter uns. Doch allerdings, die Buchstaben insistieren. Wenn es hier um Ästhetik geht, muß eine Idee von Schriftsinnlichkeit gewonnen werden, des typographischen Dispositivs, mit dem die Körper zunächst verschrieben werden, denen die Empfindung literarischer Bedeutung im weiteren zufallen soll. Die Strategien semiotischer Askese, die wir in textbasierten Ambientes, wie etwa MUDs, MOOs oder hypertextuelle Schriftfolgen, finden, sind gerade nicht prosthetische Vorrichtungen, mit denen die sinnliche Gewißheit multimedialer Virtualität substituiert wird, sondern erweisen sich als die via regia elektronischer Virtualität. In diesem Beitrag wird die arte povera aus Littern und Lettern wird als theoretisches Projekt und performativer Event entwickelt.